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Faszination Südmarokko – Ein Reisebericht (Teil 2)

Auf Rundreise durch den Süden Marokkos

Malerische Landschaften, Berberdörfer und der Hohe Atlas – all das und noch vieles mehr erwartet uns auf einer Rundreise durch Südmarokko. Eine Woche lang war unsere Kollegin Britta in dieser einzigartigen Region unterwegs, hier berichtet sie in vier Teilen von faszinierenden Kasbahs, Wüstennächten unter dem Sternenhimmel, Begegnungen am Lagerfeuer und einem Traum aus 1001 Nacht.


Todra Schlucht: Faszinierendes Naturschauspiel

Am nächsten Tag führt uns unsere Reise durch die Todra Schlucht. Dieser eindrucksvolle Ort ist ein Naturschauspiel der Extraklasse. Plätschernd und blau bahnt sich der Dadès seinen Weg durch die Galerie aus roten Felswänden, die sich imposant gen Himmel strecken. Über Jahrtausende hinweg hat sich das Wasser des Flusses in den Stein gearbeitet. Das Ergebnis ist dieser eindrucksvolle Canyon, der heute viele Touristen in die Gegend lockt. Die schmalste Stelle dieses Weges misst gerade einmal zehn Meter. Ideal für einen Spaziergang. Darüber hinaus locken die spektakulären Steinriesen besonders Kletterfreunde aus aller Welt an. Hunderte Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gibt es hier, vor der gewaltigen Kulisse wird ein Klettergang dabei schnell zu einem unvergesslichen Erlebnis.


Tineghir und Rissani: Von Palmenstädten und Märkten

Nach unserem Erlebnis in der Natur zieht es uns ins Leben. Auf dem altertümlichen Souk von Tineghir tauchen wir tief in das Alltagstreiben der Südmarokkaner ein. Immer wieder hält Hassan an einem der vielen Stände und erklärt, was es mit den Dingen auf sich hat, die hier angeboten werden. Wir lernen typisch marokkanische Kräuter und Gewürze kennen, probieren einen für die Region üblichen Snack aus Couscous und Marmelade, trinken arabischen Kaffee und lernen, dass man die Rinde des Walnussbaums zum Zähneputzen verwenden kann. Wir versuchen uns außerdem vorsichtig an der Tradition des Handelns, die auf den Souks zum guten Ton dazugehört. Mit Erfolg, denn am Ende haben wir je ein Kilo Erdnüsse und Datteln im Gepäck, die wir uns unterwegs schmecken lassen.

Während wir durch tiefgrüne Palmenhaine fahren, ziehen in der Ferne die Umrisse des Hohen Atlas zur einen und die des Anti Atlas zur anderen Seite vorbei. Unser nächstes Ziel ist der Souk von Rissani. Das malerische Dorf liegt inmitten einer von Oasen und weißen Sandwüsten geformten Landschaft, die völlig anders ist als alles, was wir bisher gesehen haben. Hier liegt der Ursprung der Alawiten-Dynastie, die auch noch heute Marokko regiert. Rissani gilt außerdem als das geistige Erbe längst vergangener Zeiten. Einst war die Stadt ein wichtiges Handelszentrum und eine florierende Zwischenstation für Karawanen auf dem Weg durch die Sahara. Der Souk Rissanis ist noch lebhafter als Tineghir, es gibt einen Viehmarkt und unzählige Motorräder, die sich hupend und knatternd durch die Menge schieben. Wir probieren frische Melonen, lassen uns bei einem kurzen Stopp an einem Friseur-Laden von Hassan erklären, wie das Schröpfen funktioniert und staunen über die vielen Köstlichkeiten, die sich hier erwerben lassen. Ein weiterer kulinarischer Höhepunkt ist das traditionelle Gericht Medfouna, das auch als „Berber-Pizza“ bekannt ist.


Merzouga: Die Sanddünen von Erg Chebbi

Wir verabschieden uns (für den Moment) von unserem Bus und von Mohammed und steigen um: Mit Geländewagen und Four-wheel Drive jagen wir tief in die endlos scheinende Sandwüste hinein. Unser Ziel ist Merzouga, ein Zeltcamp mitten in den roten Dünen von Erg Chebbi. Die atemberaubenden Sandriesen können bis zu 150 Meter erreichen, ihr Anblick verschlägt uns regelrecht die Sprache. Hier draußen, unter strahlend blauem Himmel und der sengenden Wüstensonne verbringen wir einen einmaligen Nachmittag bei frischem Tee, leckerem Gebäck und in der Gesellschaft unserer unfassbar freundlichen Gastgeber, die sich uns als Imazighen vorstellen. Im Singular als Amazigh (gesprochen: Amazirr) verwendet, beschreibt das Wort die Urvölker Nordafrikas, die wir allgemein als Berber bezeichnen. Übersetzt bedeutet es „die Freien“.

Genau so fühlen wir uns – frei. Im Schatten der Bäume lässt es sich wunderbar in Ruhe den Ausblick auf die Dünen genießen. Die Abenteuerlustigen unter uns begeben sich gemeinsam mit unseren Gastgebern hinein in das rote Dünenmeer, wandern und surfen auf den Sandwellen auf der Suche nach einem der spektakulären Sonnenuntergänge, für die diese Region so bekannt ist. Leider lässt das Farbfeuerwerk heute auf sich warten und auch am kommenden Morgen warten wir vergebens auf den Sonnenaufgang – es ist ungewöhnlich diesig.


Eine Nacht im Wüstencamp

Dafür erleben wir am Abend den atemberaubenden Sternenhimmel über der Wüste. Bei dem Gesang und den Klängen der Trommeln unserer Gastgeber sitzen wir um das Lagerfeuer herum und kommen aus dem Staunen und Träumen gar nicht mehr heraus. Die Zeit scheint stillzustehen an diesem Ort, der von der Dunkelheit umfangen ist wie von einer schützenden Decke. In der Ferne ist der Schein der Lagerfeuer anderer Camps zu sehen, ich habe den Geschmack von Minztee auf der Zunge und über mir leuchtet und funkelt ein Meer aus Sternen. Ich fühle mich klein und groß zugleich in dieser Nacht im Zelt inmitten der marokkanischen Wüste – es ist ein unbeschreibliches Erlebnis!




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